Was braucht es zum Coming-Out in Goslar?
Höhepunkt unserer Veranstaltungsreihe zum Internationalen Coming-Out-Tag am 11. Oktober war die inzwischen traditionelle Abendveranstaltung im Kö. Bevor es mit Drag Show und DJ ans Feiern ging, sprachen wir mit den Gästen über das Thema Coming Out. Was bräuchte es für ein Coming-Out bei uns in Goslar? Welche Unterstützung wünschen sich die Gäste?
Es gab eine Menge Rückmeldungen, Erfahrungsberichte und Ideen:
- Schon in der Schule geht es los. Mobbing findet dort nicht nur durch Mitschüler statt. Zusätzlich belastet fühlen sich queere Schüler*innen durch einzelne Lehrer, die ihre persönlichen Wertvorstellungen nicht für sich behalten können, sich auch vor Mitschülern ablehnend über queere Menschen und Lebensentwürfe äußern.
- Demokratische Werte, gegenseitiger Respekt und Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen werden jungen Menschen durch entsprechendes Verhalten vorgelebt. Wünschenswert, und mancherorts überfällig, sind Fortbildungen, besonders für Vertrauenslehrer.
- Andere Gesprächsteilnehmer wünschten sich beim Thema Schule auch, Methoden zur Stärkung der eigenen Resilienz zu vermitteln. Also die Schüler zu befähigen, gezielt eigene Ressourcen im Umgang mit Herausforderungen zu entdecken und zu kultivieren.
- Ein anderes Thema waren Erfahrungen mit der Polizei. Auch in diesem Bereich wurden mehr Fortbildungen gewünscht.
- Gravierend sind negative Erfahrungen in Goslar und Umgebung auch bei manch einem Arzt und Ärztin. Dort erleben nicht nur Menschen mit HIV noch oft genug Diskriminierung, obwohl die Ärzte wissen sollten, dass diese Patienten dank guter Medikamente nicht infektiös sind.
- Auch bei Verdacht auf sexuell übertragbaren Infektionen gibt es Erfahrungen mit Ärzten und Ärztinnen, die es sich nicht verkneifen können, den moralischen Zeigefinger zu heben, Untersuchungen vermeiden und längst überholte Medikamente verschreiben. Auch innerhalb der Goslarer Ärzteschaft gibt es noch Wissenslücken.
Ein immer wieder geäußerter Wunsch war bessere Wissensvermittlung, Fort- und Weiterbildungen, egal ob in der Schule, bei der Polizei und im Gesundswesen. Die Aidshilfe wird weiter dafür eintreten!
Die ernsten Themen und Herausforderungen hielten uns nicht davon ab, den anschließenden Feier-Abend gemeinsam mit der Community, Alliierten und Gästen im Kö zu genießen. Dank allen Beteiligten!
Die Aktionen zum Internationalen Coming-Out-Tag werden gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Goslar.
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