Welttag der sexuellen Gesundheit am 04. September
Die Aidshilfe Goslar Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit und Selbstbestimmung macht zum Welttag der sexuellen Gesundheit am 04. September auf einen neuen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufmerksam und fordert Konsequenzen auch für Goslar und die Region.
In dem Bericht der WHO heißt es, der Kondomgebrauch unter sexuell aktiven Jugendlichen sei seit 2014 deutlich zurückgegangen. Die Raten ungeschützten Geschlechtsverkehrs besorgniserregend hoch.
„Eine umfassende Sexualerziehung ist der Schlüssel, um diese Lücken zu schließen und alle jungen Menschen in die Lage zu versetzen, in einer besonders anfälligen Lebensphase, beim Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter, mündige Entscheidungen über Sex zu treffen“, sagte Dr. András Költő von der Universität Galway, der Hauptautor des Berichts. „Aber die Aufklärung muss über die reine Information hinausgehen. Junge Menschen brauchen sichere Räume, um über Themen wie Zustimmung, intime Beziehungen, Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung zu diskutieren, und wir – Regierungen, Gesundheits- und Bildungsbehörden und auch zivilgesellschaftliche Organisationen – sollten ihnen dabei helfen, wichtige Lebensfertigkeiten zu entwickeln; dazu gehören auch eine transparente, nicht wertende Kommunikation und entsprechende Entscheidungsprozesse.“
Zusätzlich zum Bericht der WHO erschien gerade die neue LIEBESLEBEN-Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Darin zieht die BZgA folgendes Fazit:
„Insgesamt zeigen die Daten, dass nach wie vor Herausforderungen in der Präventions- und Aufklärungsarbeit rund um HIV und andere STI bestehen. Es gilt weiterhin auf die Wichtigkeit des Schutzes vor STI hinzuweisen und auch spezifische Angebote, wie das Chlamydien-Screening und die HPV-Impfung, in ihrer Bekanntheit und Annahme zu steigern. Dazu ist es notwendig, Tabuisierungen entgegenzuwirken und mit der komplexen Intervention LIEBESLEBEN eine verlässliche Quelle für Informationen bereitzustellen und spezifische Zielgruppen in ihren Lebenswelten durch innovative Ansätze zu unterstützen.“
Seit fast dreißig Jahren leistet die Aidshilfe durch Multiplikatorenschulungen, Präventions-, Beratungs- und Testangeboten einen wesentlichen Beitrag zur sexuellen Bildung in der Region. Ab Oktober bietet die Aidshilfe deshalb zusätzlich regelmäßige und offene Beratung zu sexueller Gesundheit und Partnerschaft mit Sexualpädagogen Urs Gamsavar an.
Die Aidshilfe Goslar schließt sich unbedingt den Handlungsempfehlungen der WHO und BZgA an und plädiert auch bei uns im Landkreis Goslar für:
· Investitionen in eine umfassende Sexualaufklärung: Umsetzung und Finanzierung evidenzbasierter Sexualaufklärungsprogramme an Schulen, die ein breites Spektrum an Themen abdecken, u. a. Verhütung, sexuell übertragbare Krankheiten, Einverständnis, gesunde Beziehungen, Gleichstellung der Geschlechter und LGBTQIA+ (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Queer, Fragende, Intersexuelle, Asexuelle, Plus). In diesem Zusammenhang ist der Internationale fachliche Leitfaden zur Sexualerziehung, der von einem Konsortium von Organisationen und Partnern der Vereinten Nationen erstellt wurde, von zentraler Bedeutung.
· Verbesserung des Zugangs zu jugendgerechten Angeboten im Bereich der sexuellen Gesundheit: Sicherstellung, dass Jugendliche überall Zugang zu vertraulichen, unvoreingenommenen und bezahlbaren Angeboten im Bereich der sexuellen Gesundheit haben, die ihren spezifischen Bedürfnissen und Wünschen entsprechen.
· Förderung eines offenen Dialogs: Ermutigung zu offenen und aufrichtigen Gesprächen über sexuelle Gesundheit in Familien, Schulen und Gemeinden, um die Stigmatisierung zu bekämpfen und das Bewusstsein zu schärfen.
· Ausbildung von Pädagogen: Bereitstellung spezieller Schulungen für Lehrer und Gesundheitsfachkräfte, um ihnen eine wirksame und inklusive Sexualaufklärung zu ermöglichen. Solche Ressourcen sollten sowohl in der schulischen als auch der außerschulischen Umgebung zur Verfügung gestellt werden.
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